Eine kollaborative Kultur zu befürworten ist die eine Sache. Sie real zu leben die andere. Wer diesen Spagat schaffen will, muss Autonomie anstreben.
Loyalität scheint mir neben Kreativität und Empathie eine der wichtigsten menschlichen "Tugenden". Warum? Weil sie die Basis ist für das Gelingen. Und weil ich "Gelingen" als integres, die individuelle Autonomie wahrendes, Miteinander definiere. Wie bei fast allem gilt es aber auch hier die Begrifflichkeiten zu hinterfragen. Der Wirtschaftsjournalist Rainer Hank (dessen Buch ich noch nicht gelesen und zu dem ich daher noch keine Meinung habe) warnt, dass die Idee der "Loyalität" problematisch werde, sobald Gruppierungen und Familien für unabhängige Impulse von Außen nicht mehr offen stehen, nicht mehr differenzieren können und die einzelnen Mitglieder ihrer Autonomie entledigen. Was ich in vielen Bereichen immer häufiger beobachte und auch erlebe, ist der Aufstieg sogenannter "Loyalitäts-Labels". Das Paradoxe an diesen Labels ist, dass sie sich nach Außen hin als geschlossene Einheit präsentieren, den unbarmherzigen Kampf um Mitglieder damit verschärfen und das Gelingen insgesamt blockieren.
Im Juni durfte ich zwei wunderbare Workshops zum Thema "Perspektiven" moderieren. Die mit der Künstlerin Anna Bochkova für Poetry in Business entwickelte Interventions-Methode überraschte uns. Die Teilnehmer*innen waren eingeladen, zu einer spezifischen Themenstellung frei zu assoziieren und ihre Gedanken in Objekte aus Ton zu gießen. Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass es längst nicht nur um materielle Benefits und Äußerlichkeiten geht. Tief drinnen in den Menschen und Organisationen schlummern ganz andere Sehnsüchte. Allen voran jene nach Autonomie. Fragen, die sich daraus ergeben, sind: Was ist unser Beweggrund für Integrität? Differenzieren wir zwischen Loyalität und Integrität? Was wollen wir mit der angestrebten "Unbescholtenheit" zum Ausdruck bringen? Wie können sich Mitglieder - Mitarbeiter:innen und Kund:innen, Führungskräfte - vor Übergriffigkeit schützen? Wieviel Autonomie vertragen wir als Organisation, als Team, als "Familie" oder auch als Gesellschaft? Mögliche Antworten auf all diese Fragen sind meiner Meinung nach im Dialog - in Raum und Zeit - verborgen. #poetryinbusiness #talkshop2cg #kollaborativekultur #kollaborativeslernen #2cg #ton #methode #21stcenturyskills #integrität
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