"Vielen Dank fur die interessante Besichtigung durch das schones Rathaus. Ich habe viel gelernt. Die ermutigende Stimmung war sehr hilfreich Deutsch zu uben." Angelika vom Vienna Service Office leitet mir das Feedback ihrer Kundin weiter. Es bezieht sich auf das Format "Wortstadt", das wir gemeinsam ins Leben gerufen haben, um UN-Mitarbeiter/innen in Wien die Möglichkeit zu bieten, deutsche Worte zu "verorten", sie also im realen Kontext anzuwenden. Angelikas Kund/innen kommen aus der ganzen Welt - Bulgarien, Frankreich, China, den USA, Algerien und den Philippinen. Deutsch ist für die meisten ziemlich schwer. Und es gibt wenig Gelegenheit, die Sprachkenntnisse stressfrei und in anspruchsvollem Ambiente zu verbessern.
Diesmal führt uns die Wortstadt ins Wiener Rathaus, wo Elisabeth eine Spezialtour für uns zusammengestellt hat. Wir müssen mit dem Lift einige Stockwerke nach oben fahren und durch den staubigen Dachboden marschieren. Ein bisschen unheimlich ist das, und vor allem hoch oben. Einigen von uns wird es etwas mulmig zumute. Für den Ausblick lohnt es sich aber: wir sehen das Burgtheater, das Parlament, das Kunsthistorische und das Naturhistorische Museum, die Hofburg - alles von oben. Die Perspektive ist ungewöhnlich. "Vielleicht muss man Wien einmal von oben gesehen haben, um die Stadt besser zu verstehen", sagt eine Teilnehmerin später bei ihrer Podiumsansprache im Gemeinderats-Sitzungssaal. Dieses Wort muss sie ein paar Mal wiederholen, es geht ihr nicht ganz so leicht über die Lippen. Elisabeth erzählt uns gleich mehr über den Architekten, den Luster, der 3 Tonnen wiegt oder soviel wie 2 PKWs, und auch über die Sitzungs-Gepflogenheiten. Nach zwei Stunden ist die gesamte Anspannung weg und wir hören keine englischen Wörter oder Übersetzungsversuche mehr.
Wortstadt ist ein Programm abseits des Mainstream. Das Format steht für eine Haltung, die unser kulturelles Miteinander bereichert und eine sanfte Annäherung an eine fremde Stadt und Kultur fördert. Als Veranstalterin muss man allerdings aushalten können, dass eine leise Annäherung in einer von spektakulären Ereignissen geprägten Eventkultur unerwartet ist und daher Zeit braucht.
Das Wortstadt-Format inkludiert angewandtes Sprachtraining und beruht auf der TalkShop/2CG® (Content und Context) Methode. Die Teilnehmer/innen erleben die fremde Sprache und Kultur im Kontext und überwinden die Scheu zu sprechen. Sie fühlen sich angenommen und begegnen der fremden Kultur in einem wertschätzenden Rahmen. Die Wortstadt wurde von Angelika Wölfer und Christina Merl initiiert und vom Vienna Service Office finanziert.
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